Heute freue ich mich ganz besonders, Euch Alexander vorstellen zu dürfen, der sich ausgiebig mit dem bei uns Gärtnern unbeliebten Thema Schnecken beschäftigt und uns viele gute Tipps geben kann, wie wir unser Verhältnis zu den kleinen Schleimern verbessern können. Normalerweise gibt es bei mir keine Gastbeiträge, aber bei diesem speziellen Thema lasse ich heute gerne mal den Fachmann zu Wort kommen *lach*. Schaut doch auch mal auf Alexanders umfangreicher Homepage zum Thema Schnecken vorbei. Ich habe seinen Banner auch unbefristet in meine Seitenleiste aufgenommen, damit Ihr immer Zugriff zu seinen Tipps habt! Ganz am Ende des Posts gibt es natürlich auch noch die Gewinnerin meiner letzten Verlosung! Nun aber los:
Alle Jahre wieder....
Wenn im Frühling
die Blüten sprießen und das Leben aus seinem Winterschlaf erwacht,
beginnt für die Gärtnerin/den Gärtner eine Zeit der Freude. Es wird wieder
begonnen, auszusäen und die liebevoll vorgezogenen Pflanzen in
Gemüsebeete und Blumenrabatten zu pflanzen. Mit der steigenden Sonne
wird die Erde wärmer und auch die Tiere erwachen aus ihrem
Winterschlaf.
Darunter ist auch ein Tier, das seit
Jahren die GärtnerInnen im Land ganz und gar nicht entzückt: die
Spanische Wegschnecke. Seit diese Tiere sich über ganz Europa
ausbreiten, sind sie zu einem der gefürchtetsten Schädlinge
geworden, die der Gartenbau kennt. Sie machen sich schamlos über
die jungen, noch wehrlosen Pflanzen her und vernichten über Nacht
ganze Beete. Was folgt, ist leider ein trauriges Kapitel der modernen
Gartenkultur. Denn als Folge auf den Angriff der Schnecken, wird ohne
Gnade versucht, diese an sich friedlichen Tiere wieder loszuwerden.
Der Fokus liegt in der Regel auf der
Bekämpfung des Symptoms und nicht auf der Bekämpfung der Ursachen.
Mit chemischen Mitteln oder durch gezieltes Abtöten wird versucht,
der Lage Herr zu werden. Doch leider führt dieses Vorgehen nur
selten zum gewünschten Erfolg. Oft musste ich dieses Trauerspiel
beobachten.
Alles wurde versucht, die Schleimer
wieder loszuwerden. Schnell wurde zu Gift gegriffen um den
Schädlingen den Rest zu geben. Doch geholfen hat es in der Regel
kaum. Dann kam Verzweiflung auf und der Gemüseanbau wurde manchmal
völlig entnervt aufgegeben. Der Garten war nicht mehr eine Quelle
der Freude, sondern war zum Ort der Niederlage und der Depression
geworden.
Dazu kam, dass der Einsatz von Gift bei
vielen zu einem schlechten Gewissen führte. Denn das Gift schadet
nicht nur den schädlichen Wegschnecken, sondern auch den anmutigen
Weinbergschnecken, die kaum schaden und unter Naturschutz stehen. Für
mich war dieses Drama der Anlass, nach Lösungen zu suchen, wie das
Schneckenproblem auf umweltfreundliche und natürliche Weise gelöst
werden kann.
Der erste Schritt war, die Ursachen der
Plage zu ergründen. Oft wird die Geschichte von den eingeschleppten
Schnecken erzählt, die in den 1960er Jahren mit Salaten aus Spanien
hierher kamen, wo sie auf keine natürlichen Feinde trafen und sich
daher ungestört ausbreiten konnten. Doch diese Geschichte ist und
war ein Mythos. Heute weiß man, dass die Spanischen Wegschnecken
eigentlich aus Zentraleuropa stammen und gar nicht aus Spanien. Daher
müssen die Ursachen an anderer Stelle gesucht werden.
Ein Hauptgrund für eine Schneckenplage
ist vielmehr, dass viele Gärten seit den 1960er Jahren stark an
Artenvielfalt verloren haben und die Schnecken deshalb dort kaum noch
auf natürliche Feinde treffen. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Zum Beispiel hat der Einsatz von Insektiziden und anderen
„Pflanzenschutzmitteln“ viele empfindliche Arten von den Äckern
und auch aus den Gärten vertrieben.
Insekten sind sehr anfällig gegenüber
Giften, die nicht nur in der Landwirtschaft eingesetzt werden,
sondern auch in Kleingärten verwendet werden. Das hat vielen
Insekten stark zugesetzt. Nicht nur die Bienen leiden nämlich
darunter, sondern auch viele Käferarten und deren Larven sind aus
den Gärten verschwunden. Doch gerade von den Käfern haben sich
viele Arten auf Schnecken spezialisiert.
Ein weiterer Grund, der oft vergessen
wird, ist die nächtliche Beleuchtung der Straßen, Häuser und
Gärten. Sie hat vielen Insekten im 20ten Jahrhundert den Rest
gegeben. Zum Beispiel sind Glühwürmchen deshalb vielerorts völlig
ausgestorben. Die Larven der empfindlichen Leuchtkäfer sind
hochspezialisierte und effektive Schneckenjäger.
Doch Glühwürmchen sind nicht die
einzigen Feinde der Schnecken. Viele Insekten und ihre Larven sind
auf Schnecken als Beute spezialisiert. Daher ist es ein wichtiger
erster Schritt, die Beleuchtung – wenn nicht schon geschehen - auf
warm-weiße LED-Lampen umzustellen, denn diese Technik ist für
Insekten viel ungefährlicher als herkömmliche Lichtquellen.
Um noch mehr Insekten im Garten ein
Zuhause zu bieten, kann man noch weitere Dinge tun. Zum Beispiel sind
„wilde Ecken“, in denen Reisighaufen, Totholz oder lose
Steinhaufen platziert und unbehelligt gelassen werden, ein Weg, viele
Tiere wieder in den Garten zu locken.
Mit den Insekten, die ganz unten in der
Nahrungskette stehen, kehren dann nämlich auch andere Fressfeinde
der Schnecken wieder in den Garten zurück, wie zum Beispiel Igel,
Blindschleichen, Kröten, Vögel oder auch Echsen. Denn Insekten sind
für diese Tiere eine lebensnotwendige Eiweißquelle, die sie
brauchen, um gesund leben zu können.
Ein weiterer Grund dafür, dass sich
die Wegschnecken begonnen haben, für unsere Gemüsepflanzen zu
interessieren, liegt an der Züchtung der Pflanzen. Die Wissenschaft
beginnt mehr und mehr zu begreifen, dass auch Pflanzen sich gegen
Feinde zu wehren wissen. Doch gerade diese Abwehr geht bei der
Züchtung oft verloren, wo auf andere Merkmale geachtet wird, wie
Geschmack, Ertrag oder Aussehen. Gerade die Bitterstoffe, die auch
uns nicht schmecken und deshalb herausgezüchtet wurden, haben viele
Pflanzen gegen die Schnecken geschützt.
Also wenn wir nach den Ursachen der
Schneckenplage suchen, dann sollten wir uns an die eigene Nase
fassen, und nicht versuchen die Schuld anderswo zu suchen. Das ist
oft nicht ganz einfach, doch es birgt auch eine Chance, denn es bietet
die Möglichkeit, es in Zukunft anders zu machen. Das heißt, auf Gift
im Garten verzichten, wilde Ecken anlegen und wenn möglich wieder
auf alte Sorten zurückgreifen.
Eine Frage, die oft gestellt wird, ist,
was man ganz direkt und sofort tun kann. Denn die Ansiedlung von
Feinden kann lange dauern und die Schnecken sind meist schon dabei,
die Pflanzen zu schädigen. Auch hier gibt es vielfältige
umweltschonende Möglichkeiten.
Die Maßnahme, um die man nicht herum
kommt, ist geschicktes Absammeln und Umsiedeln in die Natur. Hier
wird manchmal angeführt, dass man die Natur durch Umsiedeln
überfordern könnte. Doch die Angst ist ein bisschen übertrieben.
Der NABU (Naturschutzbund) empfiehlt ebenfalls das Umsiedeln. Jedoch: wenn möglich, die Schnecken nur an Stellen auszusetzen, an denen
diese schon vorkommen.
Eine weitere erfolgreiche
Sofortmaßnahme ist das ablenkende Füttern der Schnecken. Das klingt
zwar seltsam, doch es hilft. Denn bietet man neben den bedrohten
Pflanzen Alternativen an, verringert sich der Fraßdruck sofort und
die Pflanzen bekommen die Chance, groß genug zu werden und den
Schnecken davon zu wachsen. Das können zum Beispiel eingeweichte
Haferflocken sein oder auch Salatblätter oder Beikräuter, von denen
man erkannt hat, dass die Schnecken sie gerne fressen. Einfach einmal
ausprobieren, was den Schnecken schmeckt.
Auch das Anlegen von Opferbeeten, in
die man genau die Blumen sät oder setzt, die die Schnecken lieben,
kann eine Möglichkeit sein, um die Schnecken vom Gemüse abzulenken
(Tagetes, Funkien, Salate, Sonnenblumen etc.). Wichtig ist außerdem,
auf das Gießen am Abend zu verzichten und die Beete möglichst
trocken und feinkrümelig zu halten, denn das mögen die Schnecken
nicht.
Ebenfalls bringt der Aufbau von
mechanischen Schneckenzäunen sofortigen Schutz für die Pflanzen.
Oft wird darauf verzichtet, weil der Zaun angeblich zu teuer sei.
Doch auf lange Sicht gesehen rentieren sich die Anschaffungskosten
der Zäune im Vergleich mit den laufenden Kosten für Schneckenkorn
schon nach wenigen Jahren.
Weitere Tipps und Tricks zum Thema
Schneckenschutz habe ich auf Schneckenhilfe.de zusammengetragen. Die
Seite beschäftigt sich mit allem, was umweltfreundlicher
Schneckenschutz zu bieten hat.
Wer eine spezielle Frage hat, kann sie
mir dort stellen. Ich freue mich über jeden Hinweis und jede gute
Idee.
Eine entspannte und friedliche
Gartensaison wünscht,
Alex
Lieber Alex, vielen lieben Dank für Deinen ausführlichen Beitrag - ich denke, wir Hobbygärtner konnten viele neue Aspekte der Schneckenbekämpfung kennenlernen und unser oftmals gestörtes Verhältnis zu den schleimigen Besuchern unserer Gärten vielleicht ein wenig aufpolieren.
Zum Schluss möchte ich natürlich noch die Gewinnerin meiner Hörbuchverlosung bekanntgeben. Gewonnen hat die liebe Kerstin mit folgendem Kommentar:
Anonym17. April 2017 um 19:05
Liebe Anja,
Was für eine gelungene, mitreißende Vorstellung des Hörbuchs über Sissinghurst. Ich bin von diesem Garten und der Geschichte fasziniert, habe auch schon einige Bücher, von denen ich mich mich für die Gestaltung meines eigenen Gartens inspirieren lasse.
Ich möchte einfach mein Glück versuchen, vielleicht klappt es ja? Wenn nicht, dann werde ich mir das Hörbuch auf jedem Fall zulegen oder schenken lassen?
Liebe Grüße
Kerstin aus E.
Liebe Kerstin, bitte übersende mir doch unter mail-an-gartenbuddelei@gmx.de Deine Adresse, damit ich Dir Deinen Gewinn rasch zukommen lassen kann.
Nun hoffe ich mal, dass das Wetter so allmählich ein wenig besser bzw. wärmer wird - der Garten könnte etwas Wärme gut gebrauchen....
Hallo Anja,
AntwortenLöscheninteressante Infos, die Sache mit dem Opferbeet kannte ich noch nicht. Ich sammle seit letztem Jahr konsequent ab und siedele die Schleimis ins freie Feld um.
http://allegriaslandhaus.de/2016/07/sammelwu/
Wo es jetzt noch so kalt ist, wiegte ich mich fälschlich in Sicherheit wie Löcher an der Ligularia am Waldrand beweisen. Ich muss wohl wieder mit Eimer, Schneckenzange und Taschenlampe auf die Jagd gehen.
Viele Grüße
Karen
Liebe Anja,
AntwortenLöschenich habe letztens ein nettes Buch über das Thema gelesen. Aber letztendlich bleibe ich dabei: nur noch schneckenfeste Pflanzen pflanzen. Entspannter gehts nicht.
Werde bald eine neue Liste aller schneckenresistenter Pflanzen auf meinem Blog veröffentlichen. Es gibt so viele schöne..
Liebe Grüße
Tatjana
Ich bin schon lange dazu übergegangen, nur noch Stauden zu pflanzen, die Schnecken nicht mögen (gut, mit Ausnahme von ein paar Funkien). Damit lebt es sich ganz gut und viel stressfreier!
AntwortenLöschenMein Onkel meinte mal, er würde so viele Tagetes anbauen, bis den Schnecken schlecht würde!!! Haha...
Auch eine Möglichkeit!
Viele Grüße von Margit
Auf meiner HP habe ich eine Liste zusammengestellt mit Stauden, die sich bei mir als schneckenresistent bewährt haben!
Löschenhttp://www.margeranium.de/stauden-die-schnecken-nicht-schmecken.html
Gruß Margit
Da schaue ich gleich mal vorbei.
LöschenLG aus der Holledau, Stefi
Danke für diesen sehr interessanten Beitrag! Auch wenn wir bisher meist verschont geblieben sind, weiß man ja nie, wann und ob die Tierchen kommen. Da ist es fein, ein paar Tipps und Tricks zu kennen, die helfen können.
AntwortenLöschenLG Marie
Ein sehr interessanter und informativer Beitrag!
AntwortenLöschenGegen Pflanzenkrankheiten verwende ich seit Jahren Teebaumöl statt chemischer Spritzmittel und mache damit gute Erfahrungen. Auch dulde ich ein gewisses Chaos im Garten um Nützlingen Unterschlupf zu bieten.
Dennoch wusste ich vieles, was im obigen Beitrag beschrieben wird noch nicht, z.B. dass Käfer und Glühwürmchen Fressfeinde der Schnecken sind. Ich werde in Zukunft noch bewusster mit meinem Garten und seinen Bewohnern umgehen. Herzlichen Dank für diesen tollen Post.
Liebe Grüß Christel
Liebe Anja,
AntwortenLöschenvielen Dank für diesen sehr interessanten und toll bebilderten Post! Letztes JAhr hatten wir kaum Schneckenprobleme, aber ich kann mich auch an Jahre erinnern, wo man gar nicht schnell genug absammeln konnte ....
Ich wünsche Dir einen wunderschönen und glücklichen Tag!
♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥
APPLAUS!!!!!!!! applaus an euch beide: alex für den besten artikel über schnecken, den ich je las und an anja, dass du eine ausnahme von deiner regel bezüglich gastredner gemacht hast!!!!
AntwortenLöschenum auch ein bissi humor reinzubringen: ich kann dieses büchlein empfehlen:
Schneckenflüstern statt Schneckenkorn Taschenbuch – 10. November 2011
witzig mit hilfe kombiniert....
liebe -noch unverzweifelte, weil schneckenfrei- grüße anja
Ein sehr schöner Beitrag von Alex, dessen Seite ich auch schon interessiert besucht habe. Ja es gibt diverse Möglichkeiten, ich habe für mich auch entschieden, möglichst wenig Schneckengeliebtes anzubauen - weiterhin habe ich auch ein Beet mit Schneckenzaun und das hilft wirklich. Vielen lieben Dank für diesen Beitrag. LG sendet Marion
AntwortenLöschenGroßes Kompliment! Ein wundervoller Beitrag von Alex, der alles enthält, was man wissen muss. Viele verschiedene Ansätze ohne gleich zur Chemiekeule greifen zu müssen. Es geht schon mit der Auswahl von Pflanzen los (ja, es gibt auch Funkien, die bei Schnecken nicht so hoch im Kurs stehen!), bis hin zu "Ablenkungsmanövern" z.B. mit Tagetes und eben Absammeln. Vielen Dank dafür.
AntwortenLöschenLG Annett
Danke für den Wertvollen Beitrag!
AntwortenLöschenMara-Tiziana