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Sonntag, 26. August 2018

Sommerliche Gärten in Südost-England - heute: Sissinghurst Garden


Am dritten Tag unserer England-Gartenreise stand ein ganz besonderer Garten auf unserer Besuchsliste. Wer kennt ihn nicht? Den berühmten Garten von Vita Sackville-West und ihrem Mann Harold Nicolson: Sissinghurst Garden.




Wer sich ein wenig mit der englischen Gartengeschichte beschäftigt, wird ihn natürlich sofort erkannt haben, den berühmten rosa-farbenen Turm, in dem Vita ihr Arbeitszimmer eingerichtet hatte und von dem man einen grandiosen Blick über den gesamten Garten mit seinen verschiedenen Gartenräumen hat.



Vita und Harold kauften Sissinghurst im Jahr 1930, nachdem sie bereits 15 Jahre lang in Long Barn gewohnt und dort ebenfalls einen Garten angelegt hatten. Aufgrund einer überalteten Erbfolgeregelung durfte Vita ihr eigentliches Elternhaus "Knole" nicht behalten und so stand im Jahr 1930 der Kauf des total heruntergekommenen Anwesens Sissinghurst zur Debatte.


Vita verliebte sich schon beim ersten Besuch des Anwesens unsterblich in die Anlage und sah trotz der Unmengen von Müll und Gestrüpp, die sich hier vorfinden ließen, bereits das unglaubliche Potential, das Sissinghurst mit seinen verschiedenen Gebäuden bot. Harold war zunächst etwas zurückhaltender, ließ sich dann aber schnell von Vita von den ungeahnten Möglichkeiten überzeugen.


Vita brauchte für ihre publizistische Arbeit als Buchautorin immer wieder neue Sinneseindrücke und ihre beiden Söhne sollten schließlich reiten können. Sissinghurst bot mehr hierfür genügend Raum - und Platz für Pferde!



Die Idee für den berühmten "Weißen Garten" hatte Vita bereits im Jahr 1939, der Ausbruch des zweiten Weltkrieges brachte diesen Plan allerdings zunächst zum Erliegen und erst 1949 griff Harold diese Idee wieder auf. Überhaupt war diese ungewöhnliche Ehe ein ganz besonderer Glücksgriff für beide. Harold entwarf die Pläne für Sissinghurst Garden, legte Sichtachsen an und kümmerte sich um alle architektonischen Gegebenheiten dieses Prachtgartens und Vita war diejenige, die alles mit großzügiger Hand bepflanzte.



Sie wollte überbordende Beete, verträumte Sitzplätze, einen wahren Dschungel von Kletterpflanzen und natürlich Unmengen von Rosen. Wenige kreative Ideen wurden wohl je so überzeugend umgesetzt wie diese.



Ob Weißer Garten, Nussgarten, Bauerngarten, Rosengarten, Obstgarten oder der Lindengang - alle Gartenräume sind in Sissinghurst aufgefädelt wie kostbare Perlen auf einer Kette. Die einzelnen Gartenräume wurden zum Lustwandeln genutzt wie einzelne Räume eines Wohnhauses. Unter freiem Himmel spielte sich - zumindest teilweise - auch das Leben der ganzen Familie ab. 



Die einzelnen Gebäude waren alle in den Alltag integriert. Die Familie musste rund ums Jahr jederzeit den ganzen Garten durchqueren, um die einzelnen Wohnräume zu erreichen - ein Zustand, den viele Freunde der Familie für nicht komfortabel erachteten.





Vom Turm aus bietet sich ein atemberaubender Blick über den Garten mit seinen verschiedenen Gartenräumen und ein prachtvoller Ausblick in die Kenter Landschaft. Wir hatten bei unserem Besuch das Glück, dass wir eine "Early Bird Tour" ergattern konnten, so dass wir vor der eigentlichen Öffnung des Gartens in vier kleinen Gruppen durch den Garten streifen konnten und so die Gelegenheit hatten, alle Gegebenheiten ohne den unglaublichen Besucherstrom bewundern zu können, der sich normalerweise durch den Garten ergießt.



Fast 200.000 Besucher wandeln nämlich jedes Jahr durch Sissinghurst Garden - kein Wunder, bei all dieser Pracht.



Auf Harolds Gedenktafel im Torbogen ist zu lesen: "Hier lebte Vita Sackville-West, die diesen Garten schuf". Man merkt es tatsächlich auf Schritt und Tritt.



Ich bin mir sicher, dass viele von Euch auch bereits in den Genuss genommen sind, diesen außergewöhnlichen und weltberühmten Garten besichtigen zu können. Wie habt Ihr diesen Traumgarten erleben dürfen? Ward Ihr im Frühling dort, wenn alles von Narzissen und Frühlingsblühern nur so strahlt oder habt Ihr den Garten zur Rosenblüte erlebt? Wir waren für den weißen Garten sicherlich zur besten Jahreszeit da - alles sah einfach umwerfend aus. Und das, obwohl auch hier die wochenlange Trockenheit nicht ganz ohne Folgen verlaufen war.


Beim nächsten Mal unterbrechen wir meine kleine England-Tour und ich berichte Euch über das 3. Gartenblogger-Treffen in Münster bei Volmary....

Montag, 20. August 2018

Sommerliche Gärten in Südost-England - heute: Hole Park


Weiter geht es auf der Reise durch das schöne Kent.

In Rolvenden erwartete uns Hole Park Gardens, ein 16 Hektar großer Privatgarten, immer noch im Besitz der Nachfahren von Colonel Barham, der die Gärten in den 1920er Jahren angelegt hat.


Berühmt ist dieser Garten für seine überschwängliche Blue Bell-Blüte, die im Frühling hier zu sehen ist. Leider waren wir für diese Attraktion einige Monate zu spät. Nichtsdestotrotz durften wir unter Führung von Edward Barham, dem jetzigen Besitzer, eine wunderbar informative Runde durch sein Gartenreich machen, auf der er uns mit vielen Anekdoten unterhielt und wir von seinen reizenden Hunden umringt waren.



 Im Sommer können sich die Besucher besonders auf die bunten Staudenrabatten freuen. Die weitläufige Gartenanlage wurde vom Urgroßvater des heutigen Besitzers in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen angelegt und bepflanzt.




Die jetzigen Besitzer haben viele neue Ideen im Garten umgesetzt. Neben einer exotischen Rabatte erwartet den Besucher der kürzlich renovierte Sonnenuhr-Garten.



Nach unserer ausführlichen Gartenrunde, die uns nicht nur durch die formalen Gärten geführt hat, sondern uns auch Einblicke in die natürlichen Waldflächen erlaubte, wurden wir vom Besitzer persönlich in einer hübschen Teestube mit den köstlichsten - von seiner Frau selbstgebackenen - Kuchen verwöhnt.


Ein krönender Abschluss für einen aufregenden Gartentag.

Sonntag, 5. August 2018

Sommerliche Gärten in Südost-England - heute: Great Dixter


Bereits am zweiten Tag unseres England-Aufenthaltes war ein Highlight dieser Reise eingeplant: Der Besuch von Great Dixter House & Garden. Natürlich war mir der Garten von Christopher Lloyd, einem der bekanntesten und einflussreichsten Gartenbuchautoren unserer Zeit, aus vielen Publikationen gut bekannt, auf meiner persönlichen "Sehnsuchtsliste" stand er allerdings ehrlich gesagt nicht ganz oben *lach*.



Wie hätte ich ahnen können, dass sich dies innerhalb der ersten zwei Minuten ändern würde?
Während ich sonst eigentlich ein großes Faible für klassische, englische Gärten mit viel Formschnitt und klaren Linien habe, überraschte mich dieser Garten vom ersten Moment mit seiner unglaublichen Fülle.



Ja, Fülle beschreibt diesen Ort eigentlich sehr gut. Rund um das Hallenhaus aus dem 15. Jahrhundert, das 1910 von Sir Edwin Lutyens für den Vater von Christopher Lloyd prachtvoll erweitert wurde, erstreckt sich dieser prachtvolle Garten, der alle meine Erwartungen bei Weitem sprengte und übertraf.



Es ist schwierig, diesen Ort auch nur annähernd gut auf Bilder zu bannen, denn man ist schnell fasziniert - und abgelenkt - durch diese dschungelartige Fülle an Blumen, Blüten und Düften. Es ist kaum möglich, zu zweit nebeneinander diesen Garten zu erkunden - enge Wege, die durch überbordende Pflanzenvielfalt führen, lassen oft kaum Platz, sich um sich selbst zu drehen. Überall ist man umgeben von dieser wahnsinnigen Vielfalt und Fülle, die einem schier den Atem zu rauben scheint.



Der Garten umschließt das Haus dicht und so hat man von überall her einen guten Blick auf die interessante Fassade des Gebäudes, die schon für sich allein reichen würde, um diesen Ort zu etwas Besonderem zu machen. Christopher Lloyd wuchs hier auf und kehrte nach Abschluss seiner gärtnerischen Ausbildung und anschließenden Lehrtätigkeit 1954 hierhin zurück.



Er experimentierte unablässig mit neuen Farbverbänden, so dass höchstindividuelle Kombinationen anzutreffen sind, die gerade seine legendären Long Border so einzigartig machen. In zahlreichen Artikeln rief er seinerzeit dazu auf, alle Arten von Pflanzen in enger Nachbarschaft miteinander zu "vergesellschaften". Hier bezog er sowohl Gehölze, Stauden und auch Einjährige mit ein. Und dass diese Art der Pflanzung ganz eindeutig immer noch wunderbar funktioniert, erkennt der Besucher von Great Dixter auch heute noch auf den ersten Blick.



Ich jedenfalls war zutiefst beeindruckt und spürte hier und dort einen dicken Kloß im Hals, der von der Schönheit dieses Gartens ausgelöst wurde. Und auch wenn ich mich zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr auf meinen ersten Besuch in Sissinghurst Garden freute, war mir bereits klar, dass es schwer werden würde, dieses Gartenjuwel zu toppen.



Solltet Ihr also jemals eine Gartenreise nach England unternehmen, kann ich Euch Great Dixter House & Garden nur wärmstens empfehlen.